Vorsatz
In der Vorbemerkung weist der Erzähler den Leser darauf hin, dass die Geschichte, die er im Folgenden berichten werde, einer völlig anderen Ära als der Gegenwart angehöre. Sie habe sich vor einer historischen Zeitenwende abgespielt.
Info: Katia Manns Sanatoriumsaufenthalt
Thomas Manns Ehefrau Katia verbrachte 1912 mehrere Monate in einem Lungensanatorium in Davos. Die Eindrücke, die Mann bei seinen Besuchen sammelte, hat er im »Zauberberg« verarbeitet. Bereits 1913 begann er mit der Arbeit an dem Roman, der 1924 veröffentlicht wurde.
Erstes Kapitel
Ankunft
Der 24-jährige Hamburger Patriziersohn und Schiffbauingenieur Hans Castorp reist Anfang August mit dem Zug von Hamburg nach Davos. Er will dort in einem Sanatorium seinen tuberkulosekranken Cousin Joachim Ziemßen besuchen. In Gedanken ist Hans bereits bei seinem künftigen Arbeitsplatz auf einer Hamburger Werft. Dennoch weckt die fremde Hochgebirgslandschaft sein Interesse.
Nr. 34
Joachim zeigt Hans sein Zimmer Nr. 34 in der eleganten Kurklinik »Berghof«. Die Vorbewohnerin ist verstorben. Joachim berichtet, dass man den Raum zur Desinfektion ausgeräuchert habe. Im Nebenzimmer wohne ein russisches Ehepaar, das manchmal etwas laut sei. Auf dem Gang ist fürchterliches Husten zu hören.
Im Restaurant
Joachim und Hans essen im Restaurant des Sanatoriums. Joachim klagt über die Dauer seines Aufenthalts, der ihn von einer Offizierskarriere abhält. Er stellt seinem Cousin den Arzt Dr. Krokowski vor. Dieser fragt Hans nach seinen Leiden, woraufhin dieser resolut seine Gesundheit betont. In der Nacht hat Hans merkwürdige Träume und schläft unruhig.
Zweites Kapitel
Von der Taufschale und vom Großvater in zwiefacher Gestalt
In einem Rückblick wird erzählt, wie Hans Castorp aufgewachsen ist: Nach dem frühen Tod seiner Eltern lebt er zunächst bei seinem Großvater Hans Lorenz Castorp, der zu den Honoratioren der Stadt Hamburg gehört. In seiner repräsentativen Wohnung verwahrt er jahrhundertealte Dinge aus Familienbesitz. Hans ist vor allem von einer Taufschale und einem lebensgroßen Ölporträt des Großvaters in seiner Ratsherrentracht fasziniert.
Bei Tienappels. Und von Hans Castorps sittlichem Befinden
Als auch sein Großvater stirbt, kommt Hans in das Haus seines Großonkels Konsul Tienappel. Der Konsul und dessen Söhne James und Peter kümmern sich um seine Ausbildung und die Verwaltung seines Erbes. Außer einer gewissen Begabung für das technische Zeichnen hat Hans keine herausragenden Talente, erfüllt aber alle schulischen Anforderungen. Das anschließende Studium absolviert er weder mit großem Eifer noch mit Widerwillen.
Drittes Kapitel
Ehrbare Verfinsterung
Nach der ersten Nacht im »Berghof« beobachtet Hans vom Balkon aus eine düster aussehende ältere Dame im Garten. Er hört Stöhnen und Kichern aus dem Zimmer des russischen Paars und ist unangenehm berührt. Die Entrüstung verfinstert sein Gesicht.
Frühstück
Joachim erzählt Hans, die Frau aus dem Garten sei Mexikanerin und werde »Tous-les-deux« genannt: ein Ausdruck, den sie verwende, wenn sie von ihren zwei todkranken Söhnen spreche. Hans betont, dass er nicht mit dem russischen Ehepaar bekanntgemacht werden möchte. Beim Frühstück lernt er weitere Gäste kennen. Er spricht mit Dr. Krokowski und Hofrat Behrens, einem Chirurgen, der ihm sympathisch ist.
Neckerei, Viatikum. Unterbrochene Heiterkeit
Beim Spaziergang begegnen Hans und Joachim einer Gruppe junger Patienten. Hermine Kleefeld erschreckt Hans mit einem eigenartigen Pfeifen, das sie hervorbringt, ohne die Lippen zu benutzen. Diese Fähigkeit verdankt sie einer Lungenkrankheit. Joachim spricht über Todesfälle im Berghof. Ein junges Mädchen habe fürchterlich geschrien, als man ihr das Sterbesakrament (Viatikum) brachte.
Satana
Die Cousins begegnen Herrn Settembrini, einem italienischen Literaten zwischen dreißig und vierzig. Trotz seiner fadenscheinigen Kleidung wirkt er elegant und verwickelt die beiden sofort in ein geistvolles Gespräch. Er gibt sich betont lebenszugewandt, zitiert Vergil, lästert über die Ärzteschaft und flirtet mit einem vorbeigehenden Mädchen.
Gedankenschärfe
Während der Liegekur auf dem Balkon unterhalten sich Hans und Joachim über das Thema Zeit, wobei Hans ungewöhnlich philosophisch wird. Beim anschließenden zweiten Frühstück sehen sie von fern das vulgär wirkende russische Ehepaar.
Ein Wort zuviel
Hans und Joachim gehen ins Ortszentrum von Davos und sprechen dabei über die Gäste im Sanatorium. Zu ihnen gehört die junge Russin Marusja, in die Joachim verliebt zu sein scheint. Aus Rücksichtnahme gegenüber seinem Cousin spricht Hans seine Vermutung nicht aus.
Natürlich, ein Frauenzimmer!
Beim Mittagessen müssen Hans und Joachim das Geschwätz der ungebildeten Frau Stöhr über sich ergehen lassen. Hans ärgert sich darüber, dass die interessante Russin Clawdia Chauchat die Tür zum Speisesaal stets laut zuschlagen lässt. Ihm fällt auf, dass alle Patienten mit großem Appetit essen. Anschließend wird die Liegekur fortgesetzt. Als Hans sein Taschentuch hervorzieht, hat es Blutflecken.
Herr Albin
Während der Liegekur erschreckt der junge Herr Albin die Damen im Garten mit seinen Waffen. Er spielt mit einem Revolver und deutet an, dass er sich umbringen wolle, falls er nicht wieder gesund werde. Er ist bereits seit drei Jahren im Sanatorium.
Satana macht ehrrührige Vorschläge
Hans und Joachim sprechen über Albin, während sie zum Tee gehen. Nach erneutem Spaziergang und erneuter Liegekur wird ein üppiges Abendessen serviert. Anschließend unterhält man sich an Spieltischen. Hans trifft auf Settembrini, der ihm rät, das Sanatorium so schnell wie möglich zu verlassen. Er geht früh zu Bett, schläft unruhig und träumt von Madame Chauchat.
Viertes Kapitel
Notwendiger Einkauf
An Castorps drittem Kliniktag setzt mitten im Sommer Schneetreiben ein. Hans und Joachim kaufen in Davos warme Decken. Hans fordert Settembrinis Kritik mit der Bemerkung heraus, Krankheit sei etwas »Ehrwürdiges«, das den Menschen »vornehm« mache. Settembrini hält dagegen, sie erniedrige den Menschen.
Exkurs über den Zeitsinn
Joachim zeigt Hans, wie man sich geschickt in die Decken hüllt. Während der Liegekur in der Kälte erscheint es Hans, als sei er schon recht lange in der Klinik.
Er hat sich bereits an den Sanatoriumsrhythmus gewöhnt.
Er versucht sich in französischer Konversation
Hans macht die Bekanntschaft Schwester Bertas, die Todkranke betreut, und der Mexikanerin »Tous-les-deux«. Mit ihr spricht er französisch. Im übrigen beschränkt sich auf den Austausch mit Joachim.
Politisch verdächtig!
Am Sonntag weicht der Rhythmus von dem der vorigen Tage ab. Während ein Kurorchester spielt, lagern plaudernde Gruppen zwanglos im Garten. Settembrini hält Hans einen Vortrag über Musik. Er hält sie für gefährlich: Sie schläfere den Verstand ein und sei »politisch verdächtig«.
Hippe
Bei einem Spaziergang überanstrengt sich Hans und bekommt starkes Nasenbluten. Während des Anfalls erinnert er sich an den Jungen Pribislav Hippe, in den er als Schüler heimlich verliebt war und an den ihn Clawdia Chauchat erinnert.
Analyse
Zurück im Sanatorium, erscheint Hans gerade noch rechtzeitig zu einem Vortrag von Dr. Krokowski. Thema ist »Die Liebe als krankheitbildende Macht«. Er setzt sich hinter Madame Chauchat und ist gefesselt von ihrem Anblick. Nur schwer kann er sich auf Krokowskis Ausführungen konzentrieren, die um die These kreisen, dass unterdrückte Liebe sich als Krankheit zeige.
Zweifel und Erwägungen
Hans begleicht in der Sanatoriumsverwaltung seine erste Wochenrechnung. Dabei gewinnt er Einblicke in die Organisation des Hauses. Er erfährt von Joachim, dass Hofrat Behrens nach dem Tod seiner Frau selbst krank geworden sei. Hans erwägt, welche Vor- und Nachteile die Erkrankung eines Arztes für seine Patienten habe.
Tischgespräche
Von dem Anfall während seines Spaziergangs hat Hans ein unangenehmes Kopfzittern zurückbehalten. Beim Essen spricht seine Tischnachbarin, die Lehrerin Fräulein Engelhart, häufig über Madame Chauchat. Sie erwähnt, dass diese mit einem russischen Beamten verheiratet sei. Hans gibt sich gleichgültig, ist aber insgeheim erregt und wechselt immer öfter Blicke mit der Russin.
Aufsteigende Angst. Von den beiden Großvätern und der Kahnfahrt im Zwielicht
Hans verliert zunehmend seinen Zeitsinn. Er richtet seine ereignislosen Tage so ein, dass er Madame Chauchat über den Weg laufen muss. Settembrini erzählt von seinem Großvater, einem italienischen Freiheitskämpfer. Im Geiste stellt Hans den Revolutionär seinem eigenen, traditionsbewussten Großvater gegenüber. Die so unterschiedlichen Männer vergleicht er mit zwei gegensätzlichen Lichtstimmungen, die er vor Jahren bei einer Kahnfahrt erlebt hat.
Das Thermometer
Während der dritten Woche seines Aufenthaltes rechnet Hans Joachim vor, wie billig die Unterbringung im Sanatorium sei. Nur ungern denkt er an seine Abreise. Als er eine Erkältung spürt, kauft er von der forschen Oberin Mylendonk ein Thermometer. Seine Körpertemperatur ist erhöht. Hofrat Behrens legt ihm nahe, seinen Aufenthalt zu verlängern.
Fünftes Kapitel
Ewigkeitssuppe und plötzliche Klarheit
Hans muss Bettruhe halten. Seine Tage bestehen aus Mahlzeiten, Arztvisiten und Schlaf. Er schreibt seinem Onkel einen bewusst vage gehaltenen Brief und nennt darin keinen Termin für seine Rückkehr. Settembrini ermahnt Hans, seine Krankheit nicht zu zelebrieren, und will ihn ab sofort als geistiger Mentor unterstützen.
»Mein Gott, ich sehe!«
Hans darf aufstehen und nimmt das Sanatoriumsleben an Joachims Seite wieder auf. Vor einer Untersuchung bei Behrens betritt Frau Chauchat das Wartezimmer. Hans ist wie paralysiert; Joachim übernimmt die Konversation. Der Anblick seines Röntgenbildes erschüttert Hans: Zum ersten Mal wird ihm seine Sterblichkeit bewusst.
Freiheit
Hans ist seit sieben Wochen im Berghof. Die abgelaufene Zeit erscheint ihm zugleich unnatürlich lang und kurz. Settembrini versucht weiterhin, im Gespräch Einfluss auf ihn zu nehmen, ihn zu warnen und zu belehren. Hans schreibt einen zweiten Brief an seinen Onkel. Er deutet an, dass er den ganzen Winter im Sanatorium bleiben werde.
Info: Erzählzeit und erzählte Zeit
Während zu Beginn des Romans pro Kapitel wenige Stunden beschrieben werden, verlängert sich der dargestellte Zeitraum innerhalb eines Kapitels später auf ganze Tage, dann auf Wochen, Monate und schließlich auf Jahre. Im Verlauf des Romans werden so innerhalb der gleichen Erzählzeit die Spannen der erzählten Zeit immer größer. Die Struktur des Romans spiegelt auf diese Weise das veränderte Zeitempfinden von Hans Castorp wider.
Launen des Merkur
Eine ungewöhnliche Wärmeperiode beschert der Bergwelt einen »goldenen Oktober«. Hans steigert sich zunehmend in die Leidenschaft für Clawdia Chauchat hinein, wohl wissend, dass Settembrini dies missbilligen würde. Jede ihrer Gesten wird von ihm seismographisch registriert und löst Euphorie oder Verzweiflung aus.
Enzyklopädie
Als Hans seine Verliebtheit nicht länger verbirgt, wird er belächelt. Um ihn zu schützen, hält Settembrini ihm humanistische Ideale vor Augen. Er berichtet von seiner Mitarbeit an einer Enzyklopädie, die das menschliche Leid kategorisieren und so durch Erkenntnis beherrschen will. Zudem fordert er Hans auf, abzureisen und als Ingenieur der Zivilisation zu dienen.
Humanoira
Hofrat Behrens malt in seiner Freizeit und zeigt Hans und Joachim seine Bilder. Eines davon ist ein Porträt Clawdia Chauchats. Hans ist aufgewühlt. In einem hitzigen Gespräch mit Behrens über Kunst und menschliche Physiologie gibt er wilde Torheiten von sich. Nach der Unterhaltung ist Behrens sichtlich erschöpft.
Forschungen
Wintereinbruch und Skitourismus beherrschen die Tischgespräche. Man denkt bereits an Weihnachten. Hans, dessen Körpertemperatur beständig erhöht ist, liest nachts auf dem Balkon Fachliteratur über Anatomie und Physiologie. Er stellt Überlegungen zum menschlichen Körper an und fragt sich, was Leben sei, wie und warum es entstehe. Seine Studien münden in Fantasien über Clawdia Chauchat.
Totentanz
Kurz nach den festlich begangenen Weihnachtstagen stirbt ein Patient. Hans tröstet die Witwe am Totenbett und fühlt dabei eine bisher ungekannte Zufriedenheit. Obwohl Settembrini es nicht gutheißt, besucht er mit Joachim nun regelmäßig Todgeweihte. Die Cousins erwerben sich einen Ruf als Wohltäter. Sie machen Ausflüge mit der 19-jährigen Karen Karstedt – auch zum Dorffriedhof, auf dem sie beigesetzt werden soll.
Walpurgisnacht
Im Februar findet in Davos-Platz ein Maskenumzug statt. Auch im Sanatorium wird ausgelassen Fasching gefeiert. Settembrini schickt anspielungsreiche Zitate aus der »Walpurgisnacht« in Goethes »Faust« herum. Hans unterhält sich mit Madame Chauchat in französischer Sprache und bittet sie um ein Schreibgerät. Als sie ihre Abreise ankündigt, gesteht er ihr tollkühn seine Liebe. Bevor sie auf ihr Zimmer geht, flüstert sie ihm zu, er solle nicht vergessen, ihr ihren Stift zurückzugeben.
Sechstes Kapitel
Veränderungen
Clawdia Chauchat ist seit sechs Wochen abgereist. Hans denkt über Zeit und Ewigkeit nach. Joachim verkündet, auch gegen ärztlichen Rat nach Hause reisen zu wollen. Am Ostersonntag teilt Settembrini den Vettern mit, dass er unheilbar krank sei. Er werde den Berghof verlassen und in der ihm verbleibenden Zeit von Davos-Dorf aus literarisch arbeiten. Weitere Patienten reisen ab. Joachim fühlt sich von Hans durch dessen vertrauten Umgang mit dem Analytiker Dr. Krokowski verraten.
Noch jemand
Während des Sommers beschäftigt sich Hans intensiv mit Botanik und Astronomie. In Davos-Dorf begegnen die Cousins Settembrini in Begleitung des Altphilologen Naptha. Dieser wohnt im selben Haus wie Settembrini und ist ebenfalls schwer krank. In einer Diskussion über die politische Lage in Europa erweist er sich als Antagonist des fortschrittsgläubigen Italieners. Er hält eine Katastrophe für unausweichlich und prophezeit Krieg.
Vom Gottesstaat und von übler Erlösung
Hans und Joachim folgen einer Einladung des Jesuiten Naphta. Auch Settembrini ist zugegen. Es entzündet sich ein Streitgespräch um Glauben und Erkenntnis. Später warnt Settembrini die Cousins vor Naphtas Einfluss. Zugleich räumt er ein, die Auseinandersetzung mit dem geistig ebenbürtigen Kontrahenten zu genießen.
Jähzorn. Und noch etwas ganz Peinliches
Der Ankunftstag von Hans jährt sich. Joachim teilt Behrens bei einer Untersuchung mit, er werde ins Regiment zurückkehren. Behrens schreit Hans und Joachim an und erklärt Hans barsch für genesen. Hans nimmt den Wutanfall nicht ernst und stellt sich auf eine Verlängerung seines Aufenthaltes ein. Bei seiner Abreise spricht Joachim Hans zum ersten Mal mit seinem Vornamen an, was beiden peinlich ist.
Abgewiesener Angriff
Hans hat im Speisesaal den Platz gewechselt. Zu seinen neuen Tischnachbarn gehört Ferdinand Wehsal, der in Madame Chauchat verliebt ist und sich Hans in unangenehmer Weise anbiedert. Hans erhält Besuch von seinem Onkel James Tienappel. James will Hans zur Rückkehr nach Hamburg bewegen. Als er jedoch spürt, wie er selbst dem Sog des Sanatoriums zu erliegen droht, reist er fluchtartig ab. Hans ist erleichtert.
Operationes spirituales
Hans hört Naphta und Settembrini zu und lernt deren konträre Weltanschauungen kennen. Dabei erfährt er mehr über Naphta: Als Jude geboren fällt Naphta früh durch überragende intellektuelle Fähigkeiten auf. Er rebelliert gegen seinen Rabbiner und konvertiert zum Katholizismus. Nach seiner Aufnahme in den Jesuitenorden studiert er Theologie, doch seine Erkrankung verhindert die Priesterweihe. Seit Jahren lebt er auf Ordenskosten in Davos.
Schnee
Bei einem Skiausflug gerät Hans in einen Schneesturm, verliert das Bewusstsein und gerät an den Rand des Erfrierungstodes. Er träumt von einer arkadischen Landschaft am Meer. Eine Mutter, die ihr Kind stillt, wird von allen ehrfürchtig gegrüßt. Auf der anderen Seite dieser harmonischen Szenerie geschieht zur selben Zeit Grauenvolles: Zwei Hexen zerfleischen ein Kind und fressen es.
Hans wacht auf und reflektiert seinen Traum. Er erkennt sowohl Settembrinis als auch Naphtas Sicht auf den Tod als einseitig. So findet er zu einer eigenen Anschauung: Weder die Überhöhung des Todes noch seine Leugnung werden dem Menschen gerecht. Zwar darf man dem Tod nicht wie Naphta huldigen; doch anders als Settembrini denkt, ist auch die Vernunft nicht fähig, ihn zu überwinden. Allein die Liebe ist stärker als der Tod.
Als Soldat und brav
Joachim, inzwischen Leutnant, kehrt in den Berghof zurück. Hans sehnt auch Clawdias Rückkehr herbei. Naphta enthüllt, dass Settembrini Freimaurer ist, was neuen Diskussionsstoff liefert. Hans erfährt von Behrens, dass sein Cousin bald sterben werde. Nach seinem Tod wird Joachim zu Hause mit militärischen Ehren beigesetzt.
Siebentes Kapitel
Strandspaziergang
Der Erzähler denkt über die Zeit in Erzählungen nach. Er stellt fest, dass die Zeit, die man braucht, um eine Geschichte zu erzählen, von dem Zeitraum, über den in ihr berichtet wird, abweichen kann. Hans ist schon so lange im »Berghof«, dass er sein Alter vergessen hat. Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft verschwimmen ihm immer mehr. Der Erzähler tadelt einen solch laxen Umgang mit der Zeit.
Mynheer Peeperkorn
Clawdia Chauchat kehrt in Begleitung des reichen holländischen Kaffeepflanzers Pieter Peeperkorn zurück. Peeperkorn ist ein charismatischer älterer Mann. Er zieht seine Tischnachbarn mit inhaltsleeren, aber dramatisch vorgetragenen Reden in seinen Bann. Hans, der sich das Wiedersehen mit Clawdia anders ausgemalt hat, hält sich von beiden fern.
Vingt et un
In den Gesellschaftsräumen fragt Clawdia Hans eines Abends nach Joachim. Sie gibt sich, als kenne sie Hans nur oberflächlich und ist entrüstet, als er sie duzt. Peeperkorn lädt Mitpatienten zu Kartenspiel, Festmahl und Trinkgelage ein. Obwohl er die Runde mit seiner einnehmenden Persönlichkeit dominiert, bemerkt Hans, dass er Angst hat. Als Hans und Clawdia den Betrunkenen auf sein Zimmer bringen, widersetzt Hans sich dessen herrischer Aufforderung, Clawdia auf die Stirn zu küssen.
Info: Gerhart Hauptmann als Vorlage für Peeperkorn
Thomas Mann hat bei der Gestaltung Mynheer Peeperkorns Züge von Gerhart Hauptmann verwendet. Hauptmann erkannte sich und reagierte tief gekränkt. In einem verärgerten Brief an den gemeinsamen Verleger S. Fischer schrieb er:
»Einem Säufer, einem Giftmischer, einem Selbstmörder, einer intellektuellen Ruine, von einem Luderleben zerstört […] zieht Thomas Mann meine Kleider an. Der Golem lässt Sätze unvollendet, wie es zuweilen meine Unart ist.«
Durch Manns diplomatisches Einlenken gegenüber dem eigentlich von ihm bewunderten Dichter konnte der Zwist jedoch wieder beigelegt werden.
Mynheer Peeperkorn (des weiteren)
Hans kann sich Peeperkorns markiger Ausstrahlung nicht entziehen. Er besucht ihn am Krankenbett und hört fasziniert seinen Ausführungen über exotische Gifte und Rauschmittel zu. Die Gespräche mit Naphta und Settembrini werden reizlos für ihn. Clawdia bittet Hans um seine Freundschaft, weil sie Angst um Peeperkorn hat. Als Hans diesen erneut besucht, wird er von ihm unverblümt auf seine Liebe zu ihr angesprochen. Hans bekennt sich dazu und fürchtet Peeperkorns Reaktion, doch dieser bietet ihm das Du an und zeigt sich freundschaftlich.
Mynheer Peeperkorn (Schluß)
Peeperkorn organisiert einen Ausflug ins Flüelatal. Unterwegs ist Hans allein mit Wehsal, der in abstoßender Weise über seine Leidenschaft für Clawdia spricht. Am Ziel bestaunt die Gruppe einen imposanten Wasserfall und dankt dem Veranstalter. In der darauffolgenden Nacht wird Hans zu Peeperkorn gerufen, der sich vergiftet hat. Am Bett des Toten holt Hans den Kuss auf Clawdias Stirn gleichsam nach.
Der große Stumpfsinn
Clawdia Chauchat reist ab. Behrens behauptet, Hans sei nicht tuberkulös und könne bald geheilt werden. Hans ist froh, da er plötzlich den Stumpfsinn des Klinikbetriebes erkennt. Er will seine Zeit nicht länger mit sinnlosen Beschäftigungen wie dem Patiencelegen verbringen. Behrens‘ Hypothese bestätigt sich jedoch nicht. Hans muss bleiben und wird von bedrückenden Stimmungen gequält.
Fülle des Wohllauts
Die Anschaffung eines Grammophons verändert das Klinikleben. Hans widmet sich mit Eifer der Pflege des Geräts und der Schallplatten. Das Musikhören wird zu seiner neuen Passion. Allein im Musikzimmer, hört er nachts immer wieder seine Lieblingskompositionen, darunter Schuberts »Lindenbaum«.
Fragwürdigstes
Die angeblich telepathischen Kräfte der Patientin Ellen Brand lassen Krokowskis Vorträge ins Esoterische abgleiten. Man veranstaltet ein Gläserrücken, das Hans abgeschmackt findet. Settembrini bestärkt ihn und bezeichnet Ellen als Betrügerin. Dennoch nimmt Hans an einer weiteren Sitzung teil und ruft dabei den toten Joachim an. Das »Medium« Ellen windet sich zwei Stunden lang in Krämpfen. Dann sehen die Anwesenden Joachim Ziemßen in einem Sessel sitzen. Der völlig verstörte Hans bittet den Cousin um Vergebung und verlässt panisch den Raum.
Die große Gereiztheit
Die Stimmung im Berghof schlägt in Aggressivität um. Bisher stille Patienten beschweren sich lautstark beim Personal. Es kommt zu Streitereien und Handgreiflichkeiten zwischen den Gästen. Der Disput von Settembrini und Naphta wird so erbittert, dass Naphta den Gegner zum Duell fordert. Settembrini stellt sich, will aber auf keinen Fall töten. Nachdem er in die Luft gefeuert hat, erschießt Naphta sich selbst.
Der Donnerschlag
Hans hat nun sieben Jahre im »Berghof« zugebracht. Konsul Tienappel ist inzwischen verstorben. Der Ausbruch des Ersten Weltkrieges treibt die Patienten zur Abreise. Auch Hans packt seine Koffer, um sich einem Regiment Freiwilliger anzuschließen. Settembrini begleitet seinen Schützling traurig zum Zug. Bei einem Kriegsgefecht im Wald, im Chaos von Splittergranaten, stößt Hans halblaut Zeilen aus dem »Lindenbaum« hervor. Es ist unwahrscheinlich, dass er das Gemetzel überleben wird.